1999-03-18

1. BAA-Frühlingsspechteln • Jupiter, Deep-Sky

Ort:Emberger Alm, Kärnten
Datum, Zeit:18. März 1999
Bedingungen:n/a
Beobachter:Jürgen Stöger, Viktor Wlaschitz
Instrumente:SC Celestron 9 (235/2350)

Endlich geschafft. Nachdem das letztjährige Vorhaben, auf die Rax Sterngucken zu fahren, ins Wasser fiel, hat es nun doch geklappt. Zum März-Neumond sind wir am 18. und 19. nach Kärnten auf die Emberger Alm gefahren. Im Vorfeld gab es noch jede Menge eMail-Diskussionen über das Wetter. Es hieß nämlich, es würde zum Ausflugswochenende wieder Schlechtwetter geben. Die Fam. Sattlegger, wo wir unsere Unterkunft gebucht hatten, versprachen uns auf jeden Fall schönes Wetter. Ebenso ließ uns ein Wetterbericht aus Lienz zuversichtlich sein.

So fuhren zwölf Flachländler, die Autos mit Teleskopen und warmen Gewand vollgepackt, auf die 1800 Meter hoch gelegene Emberger Alm. Der Diewald Karl war leider krank und mußte passen. Das letzte Straßenstück auf den Berg war doch recht holprig – es wird erst dieses Jahr neu asphaltiert -, an den Teleskopen ist aber eh nichts kaputt gegangen.

Erich Weber beim Aufbau seines 12″ SCT

Nachdem wir unsere Quartiere bezogen, uns draußen etwas umgesehen und unsere Bäuche beim üppigen Abendessen vollgeschlagen hatten, zogen wir uns warm an (drei- bis fünflagig). Draußen hatte es minus neun Grad; zum Glück war es windstill. Der Himmel wäre für einen burgenländischen Himmel zwar sehr gut gewesen, aber vom ITT 1997 her wußte ich, wie phantastisch der Himmel dort oben wirklich sein kann. Im Norden war er wieder ausgezeichnet, doch zum Südhorizont wurde er doch recht trüb.

Am ersten Abend hatte ich mir vorgenommen einige Objekte mit dem 180er Tele abzulichten. Ich wollte diese länger belichten und hatte das Vereins-Spektiv mit einem Micro-Guide Okular vom Franz gemeinsam mit dem Objektiv auf der Montierung aufgesetzt. Tja der Traum von schönen Fotos wird sich wohl nicht erfüllen. Bei der Suche nach einem Leitstern, beim Fokussieren, Fixieren der Montierung etc. mußte ich immer wieder meine Handschuhe ausziehen und das saukalte Metall anfassen. Nachdem ich nach der ersten 15 Minuten-Belichtung draufkam, daß die Belichtungszeit nicht auf unendlich eingestellt war, sank die Stimmung schon auf ein erstes Tief. Bei den weiteren Bildern störte mich das helle Micro-Guide Okular, denn die Sterne waren durch die vielen Skalen/Fadenkreuze/Meßstriche kaum zu sehen. Nach fünf Fotos gab ich auf (M42, Rosettennebel/Christmas-Tree Cluster und IC 443) und überließ Martin meine Montierung für seine Kamera mit 50 mm Objektiv.

Danach sah ich mich bei den Kollegen um. Erste Anlaufstelle war gleich dem Franz sein 5 Zoll APO von Astro-Physics, der wirklich knackige kontrastreiche Bilder zeigte (z.B. M 81/82) Beim 12 Zoll Meade wurden die Objekte trotz Computersteuerung manuell gesucht. Klaus und Erich hatten sich einige Starhops aus einem Buch rausgepickt. Ich bin neugierig ob es zu den Objekten auch einige Beschreibungen gibt. Net nur sagen – aha des isser und gleich weiter zum nächsten, gell Erich 😉

Jürgen hatte sein kürzlich erstandenes Bresser Newton (150/1000mm) mit, das er am Nachmittag noch mit einem Justierlaser einstellen mußte. Vom Werk her war es in einem haarsträubenden Zustand. Auch der wacklige Okularauszug mußte provisorisch verbessert werden. Anscheinend hat es etwas genützt, denn lt. Jürgen waren die Sterne bei den ersten Beobachtungen zuhause gar nicht zu fokussieren. An den beiden Abenden zeigten einige Messier-Kugelsternhaufen im Schlangenträger, Bootes und Scorpion schön ihre Einzelsterne. Natürlich auch der M 13 im Herkules. Zum Schluß hatte ich nämlich schon den Eindruck, die Leute kennen nichts anderes. Auch im Martins 114 mm Newton zeigten sich diese Haufen prächtig. Sogar M 4 im Skorpion war im Horizontdunst auszumachen.

Bevor um drei Uhr früh die meisten sich auf die Zimmer zurückzogen, habe ich beim APO noch den Nordamerika-Nebel und einen Teil vom Cirrusnebel mit UHC-Filter eingestellt. Trotz großem Gesichtsfeld paßte der Nordamerika-Nebel nicht ganz ins Okular. Vielleicht hatten deswegen einige Leute Schwierigkeiten, ihn zu sehen. Sehr deutlich zeigten sich “Mexico” und der “Golf von Mexico”, dort kam der hell/dunkel Unterschied schön heraus. Der Cirrus-Nebel zeigte sich nur matt, er war aber auch erst knapp über dem Horizont. Gerald und Franz hielten noch bis zur Dämmerung um ca. fünf Uhr aus.

Am zweiten Tag hangelten wir uns noch etwas schlaftrunken an das Astronomen-extra-spät-Frühstücksbuffet, wo ich meine jährliche Tasse Kaffee gleich mehrfach konsumierte. Unter tags ließ ich mir die Sonne auf den Pelz brennen, während andere spazieren oder wandern gingen. Jürgen versuchte mit den mitgebrachten Langlaufskiern die kaum noch vorhandene eisige Loipe zu meistern. Er sollte es noch bereuen :-)). Erich und Gerald spürten am Tag noch Jupiter und einige helle Sterne auf.

Am Nachmittag kam Günther mit einem weiteren Mitglied an. Im Gepäck hatten Sie sein 10 Zoll Meade LX 200 und meinen C 9 Tubus, der nicht mehr in Jürgens Auto gepaßt hatte.

An diesem Abend wollte ich einige Objekte zeichnen. Leider spielte das Wetter nicht immer mit. Immer wieder zogen kleine Wolken und Hochnebelschleier über den Himmel. Kaum war ein Objekt gefunden, verdunkelte sich alles im Okular. Besonders ärgerlich war das, weil Orion und die Objekte “Hubbles veränderlicher Nebel” und der Rosettennebel nur noch kurz zu beobachten waren. Es wurde auch nichts aus den beiden. Besser ging’s da schon mit dem M 104.

Einige Minuten gehörten der Galaxie NGC 6207 bei M 13, die ich durch Gerhards 6″ Newton am ITT 1997 wirklich hell gesehen hatte. Mit meinen 9 Zoll zeigte sie sich diesmal grad halb so gut. An Fotografie des Mars mit Okularprojektion war auch nicht zu denken. Der zappelte bei 150-facher Vergrößerung wild durchs Okular und erschien manchmal sogar als “8”. Den weiteren Abend verwendete ich kaum Vergrößerungen über 90-fach, obwohl das Okularsortiment vom Franz verlockend umfangreich war und ich mir gerne das eine oder andere Okular ausgeborgt hätte. So wurde halt weiter beobachtet. Es wurden wieder ein paar helle Kugelsternhaufen und z.B. die Galaxiengruppe im Löwen (M65/66 mit NGC soundso) und Eulennebel mit M 108 als bei den letzten beiden Objekten – kaum eingestellt – wieder eine satte Wolke hereinzog und hängenblieb.

Diese Nacht gingen wir uns gezwungenermaßen häufiger aufwärmen als die zuvor, obwohl es nur minus fünf Grad hatte. Günther hatte einige Probleme mit dem Antrieb seines Teleskops und während einige Leute an dessen Behebung arbeiteten, konnte Erich mit Günthers 2 Zoll Binokular an seinem 12″ Meade einige Objekte beobachten. Insgesamt war die zweite Nacht nicht so ergebnisreich, wie die erste und deshalb wurde auch schon um ein Uhr Schluß gemacht.

Am Samstag brüteten wir darüber, ob wir noch eine Nacht bleiben sollten. Das Wetter unter tags versprach nichts Gutes und wir entschieden uns deshalb nachhause zu fahren. Wie wir später von den Wirtsleut erfuhren, wäre die Samstag-Nacht genauso schön gewesen wie die am Donnerstag.

Fazit: Trotz nicht optimalem Wetter war es schön(er) als im Burgenland. Schließlich waren wir im letzten halben Jahr nicht verwöhnt worden. Freundliche Wirtsleut: So wurden wir vom Wirt auch dann, als eigentlich weit nach Sperrstunde das Lokal finster war und die Gläser schon gewaschen wieder in den Regalen standen gefragt, ob wir noch etwas bestellen wollen – woanders auch nicht selbstverständlich. Bei den letzten Vereinstreffen wurde eine Wiederholung noch dieses Jahr angeregt (eine Woche vor bzw. nach dem ITT).

Bericht von Viktor Wlaschitz, Fotos von Gisela Weber