Hochwechsel-Gipfel – Deep Sky, Jupiter
Ort: | Hochwechsel-Gipfel, unterhalb des Wetterkoglerhauses |
Datum, Zeit: | 11. September 1999, 21:20 – 23:34 Uhr MEZ |
Bedingungen: | n/a |
Beobachter: | Gerald Biribauer, Franz Gruber, Wolfgang Howurek, Claudia und Peter List, Martin Lovranich, Günther Neubauer, Michael Prünner, Jürgen Stöger, Viktor Wlaschitz |
Instrumente: | diverse Teleskope |
Ausflug auf den Hochwechsel
Am selben Neumondwochenende, an dem dieses Jahr das ITT in Kärnten stattfand, versammelten sich sechs BAA Mitglieder in Sauerbrunn, um sich auf den Weg zum Hochwechsel zu machen. Während Franz und Gerald bereits die Nacht vom Freitag auf Samstag genießen konnten, fuhr der Rest erst am Samstag Nachmittag. Vorm Cafe Neubauer wurde nochmal umgeladen. In Günthers Van paßten immerhin vier Leute samt deren Ausrüstung und sein Angebot nahmen wir dankend an.
Am Hochwechsel angekommen, trafen wir die beiden anderen Kollegen auf einer Südwiese kurz unterhalb vom Gipfelkreuz. Wie sie berichteten, war die vorangegangene Nacht hervorragend für unsere Zwecke geeignet gewesen. Wir packten unser ganzes Zeug aus und bauten es zwischen den Kuhfladen auf. Überraschenderweise ließ sich auch unser Optik-Guru Wolfgang “Howdii” Howurek blicken, der eigentlich woanders beobachten wollte. Später kam noch als Verstärkung Claudia mit Gatten.
Bevor es dunkel wurde schauten wir noch auf eine kleine Stärkung auf zum Hüttenwirt rein. Während wir beim Essen saßen wurde es draußen vom Osten her immer trüber – Nebel war aufgekommen. Ich beeilte mich zu unserem Beobachtungsplatz – wer weiß, ob ich etwas später noch hingefunden hätte ;-)).
Während letzte vorbeikommenden Hüttengäste fragten, was wir hier eigentlich schauen wollen – z. Zt. nichts, war unsere Antwort – redeten wir noch davon, daß sich die dünnen Wolken eben durch die sinkenden Temparaturen tiefer gehen und später halt im Tal liegen bleiben. Nun ja, dann dauerte das alles aber doch länger und so saßen wir ca. 1 – 2 Stunden in der Nebelsuppe und orakelten über die Entwicklung des Wetters und ob wir doch nicht gleich unsere Zelte abbrechen und aufn Brenntenriegel fahren sollten.
Während dieser Zeit lauschten wir Großvater Howdii’s Märchenstunde, wo wir interessantes über seine Erkenntnisse bezüglich Teleskopoptiken, Okularen etc. erfuhren. Immer wieder wurde diese unterbrochen von Jubel – es hatten sich kurzzeitige Löcher im Nebel gebildet; Hoffnung keimte auf. Schließlich hat sich das Warten doch gelohnt, der Nebel war wie weggeblasen. Im ersten Moment zeigte sich die Sommermilchstraße atemberaubend, fast bis zum Horizont. Doch kaum hatten wir unsere Teleskope auf den Lagunennebel ausgerichtet, hat die Horizontsicht doch ein merkliches Stückerl nachgelassen.
Folgende Geräte hatten wir dabei: Der Franz hatte seinen 5-zöller von Astro-Physics nebst 90mm Fraunhofer von Meade, Karl war wieder mit seinem selbst modifizierten 114mm Newton da, Martin hatte ein 114er Newton von Vixen, Mike ein 8-Zoll LX-50 von Meade und der Günter ein 10-Zoll LX-200, Jürgen sein neues 8-Zoll Newton von Vixen, welches auf meiner CG-9-Montierung thronte und zum Schluß der Howdii mit seinem 18-Zoll Dobson mitsamt Hühnerleiter.
Jetzt gings ans Eingemachte – ich kann jedoch nur aus meiner Sicht erzählen, daher wird wahrscheinlich noch einiges fehlen. Mit dem Newton vom Jürgen wurden einmal alle helleren Nebel vom Schützen bis Adler abgeklappert. Darauf folgte noch der Nordamerika-Nebel im Schwan. Inzwischen hatten sich Jupiter und Saturn über den Horizontdunst geschummelt und waren unsere nächsten Ziele. Bis sich alle sattgesehen hatten, waren leider Sucherfernrohr, Telrad und Fangspiegel schlimm beschlagen. Jürgen verfrachtete das Teleskop in Günthers Van zum “Abtauen” mittels Klimaanlage.
Beim Franz waren einige der Hüttengäste auch schon abgefertigt, sodaß ich auch dort einige schöne Bilder vom H und Chi-Doppelsternhaufen und von den Planeten erhaschen konnte.
Dann folgten verschiedene Objekte im 18-Zoll Dob. Zuerst die beiden Planeten mit 300-fach noch ohne Leiter (was sich erstaunlicherweise noch ganz gut händisch nachführen ließ). Wau, Pfoa, Wounsinn, Geil, I kaf mara so a Real. Das waren die Kommentare, so wie Howdii meinte, wenn der Beobachter grad einen Augenblick absolut ruhigen Seeings hatte. Und wirklich wahr, die Bilder von diversen Raumsonden in vergleichbarer Größe bzw. Entfernung betrachtet können auch nicht mehr Details zeigen. Nicht nur zig-Wolkenbänder waren zu sehen, auch unzählige Details wie Turbulenzen, Knoten, Spots und vor allem feinste “Fasern” in den Wolkenbändern. Da wurde Schlange gestanden und derjenige am Okular mußte mit dem Brecheisen losgerissen werden. Saturn stand dem kaum nach. Obwohl ohne solch ausgeprägter Oberflächendetails machte der Ring alles wieder wett. Die Cassini-Teilung war im sichtbaren Teil durchgängig zu sehen. Der Ring zeigte auch verschiedene Helligkeitsstufen. Die Encke-Teilung war für mich nicht ganz eindeutig sichtbar, eher vermutet (die Luftturbulenzen ließen den äußeren Bereich des Ringes öfters so umherflimmern, daß ich nicht wußte ob es die Teilung ist oder eben die Luftunruhe den dunklen Spalt verursachte.
Anschließend folgten einige Deep-Sky-Objekte, welche uns wirklich den Atem verschlugen. Der Nordamerika-Nebel samt Pelikan-Nebel (gabs zwar auch beim Jürgen aber mit viel geringerer Vergrößerung), den Crescent-Nebel (bei dem haben wir den kompletten Ring direkt gesehen), natürlich auch den Hantel-Nebel. Höhepunkt war hier der Cirrus-Nebel. Der Supernovaüberrest zeigte gestochen scharf seine Filamente. Auch weit neben den Nebelbögen waren noch einige verstreute Teile mit sichtbaren Strukturen zu entdecken. Bei der Andromeda-Gx war der große abgesetzte Spiralarm einfach zu erkennen und bei M81/82 im Großen Wagen stolperten wir förmlich über drei sonst sehr schwache Umgebungsgalaxien. Im Walfisch wurde der Planetarische Nebel NGC 246 eingestellt, der sich oval mit inneren, undefinierbaren Details zeigte (ich glaub sowas nennt man “gemottled”, dazu gabs übrigens schon mal eine Aufsuchkarte). Und immer wieder wurde Jupiter/Saturn verlangt bis in den Morgen.
Nachdem auch beim Martin der Newton durch Tau außer Gefecht war, wurde bei Mikes neuem LX 50 weitergespechtelt. Der hatte sich übrigens aus zwei leichten Fußmatten!!! vom Auto eine Taukappe zusammengebastelt und hatte keine Probleme mit der Luftfeuchtigkeit. Mike und Ronny sind übrigens zwei neue Mitglieder. Mit dem 8″ SC war z.B. der fünfte von sechs Trapezsternen im Orion-Nebel keine Schwierigkeit, während man beim Jürgen doch merkte, daß sein Newton nicht optimal justiert war.
Günther hatte ebenfalls eine Taukappe und konnte die ganze Nacht nutzen. Bei ihm kam häufig der Bino-Ansatz für die Planeten zum Einsatz. Aber auch Deep-Sky wurde geschaut, wie z.B. der Ringnebel, den ich mir durch sein Teleskop betrachtete.
Zwischendurch hat Howdii den 5-Zoll APO vom Franz unter die Lupe genommen und bestätigte ihm einen guten Kauf. Das Gerät zeigt keine merkbaren Fehler. Dabei konnten wir noch etwas lernen. Der Refraktor zeigte wirklich schöne Beugungsringe und Howdii erklärte den Unterscheid zwischen Über- und Unterkorrektur (naja, ich hab mir nicht wirklich alles gemerkt).
Für die Leute die grad keinen Platz vor den Okularen hatten, spendierte der Himmel noch unzählige Sternschnuppen. Böse Zungen behaupteten mehr als z.B. bei Leoniden/Perseiden.
Während sich Claudia mit Ehemann, Franz und Gerald schon während der zweiten Nachthälfte auf den Heimweg machten, hielt der Rest bis Sonnenaufgang durch und genoß diesen auf der Terasse der Schutzhütte. Der hatte allerdings, so wie wir fanden, Verspätung. Zwei Hüttengäste schauten dem Howdii noch zu, wie der seinen Dob wieder zerlegte, als wir schon mit Sack und Pack talwärts fuhren.
Bericht von Viktor Wlaschitz